Eindrücke – Kein Reisebericht, nur Erinnerungen…
Es ist 2012. Es ist dunkel, kalt, nass: Es ist November!
Die dunkle Jahreszeit verbreitet sich in Deutschland und uns ist es trotzdem ganz warm ums Herz. Unsere Hochzeitsreise steht an. 10 Wochen nachdem wir uns das JA-Wort gegeben haben hebt unser Flieger ab in Richtung Karibik. Statt dunkel, kalt, nass wartet farbenfroh, warm und sonnig auf uns. Das wir hier irgendwann mal wieder hin wollen ist uns schnell klar. Es gibt wenige Orte wo Lebensfreude so spürbar ist wie in der Karibik. Doch der Reihe nach, denn bevor wir abheben kommt es erst einmal zu einer unglücklichen Überraschung…
Anreise / Barbados (Bridgetown)
Wir sitzen in Frankfurt am Flughafen und die Stimmung ist erst einmal getrübt. Wir haben im Vorfeld keine Sitzplätze reserviert und erleben eine kalte Dusche: Beim Einchecken erfahren wir, dass keine zwei Plätze nebeneinander mehr frei sind. Unfassbar, aber unsere Hochzeitsreise starten wir nicht romantisch nebeneinander, sondern hintereinander. Ein Anfängerfehler der uns bis heute nicht mehr passiert ist. Aber das ist noch nicht genug. Kurz bevor das Boarding beginnen soll, kommt der Pilot ans Gate und vermeldet, das die Maschine einen Defekt hat. Zum Glück ist direkt in Frankfurt eine Ersatzmaschine stationiert und somit starten wir mit einer Stunde Verzögerung unseren Flug in einem anderen, aber dafür sicheren, Flugzeug. Für mich mit meiner Flugangst aber ein Moment, der mir nicht gefällt. Der Pilot verspricht uns dank Rückenwind die Stunde wieder rein zu holen und der Wodka Lemon der mir serviert wird, beruhigt mich langsam wieder. Ein Erlebnis das ich sicherlich nie vergesse.
Wir kommen ohne weitere Komplikationen in Barbados an, steigen aus dem Flugzeug und uns kommt die Wärme entgegen die wir von einem 17. November nicht kennen, die wir aber erwartet und uns erhofft haben. Nach einem Begrüßungscocktail beim Check-In beziehen wir unsere Kabine und genießen einen typischen ersten Tag an Bord von AIDA: Schiff erkundigen, Abendessen, Welcome-Pool-Party. Wir haben Urlaub und es fühlt sich verdammt gut an.
Tobago (Scarborough)
Ich weiß noch, dass ich mich auf Tobago richtig gefreut habe. Ich stand auf dem Balkon und sah zu wie wir der Insel immer näher kamen. Die Stadt Scarborough war nicht nur der erste Halt unserer Reise, wir hatten durch die Fußball WM 2006 in Deutschland auch ein Spiel von Trinidad & Tobago besucht und uns damals nicht ausgemalt, dass wir noch einmal Berührungspunkte zu dieser Nation haben. Das war in diesem Moment einfach toll. Jetzt, nach sieben Jahren, bleiben mir vor allem zwei Erinnerungen haften: Der wunderschöne und unverbaute Blick auf AIDAluna und die Weihnachtsdekoration und Beleuchtung zwischen den Palmen. Das war echt verrückt. 30 Grad und gefühlt an jeder Ecke ein Glöckchen und ein tiefes „Ho, ho, ho“. Auf keiner weiteren Karibikinsel war das so auffällig wie hier. Wenn ich so darüber nachdenke war es sogar nur hier so. Vielleicht haben die Tobagonians, wie man auf Englisch über die Einwohner sagt, ein besonderes Verhältnis zu Weihnachten? Eventuell weiß es jemand und kann mich informieren? Würde mich freuen…
Grenada (St. George’s)
Grenada, ist das nicht bei uns um die Ecke? Irgendwie kommt einem der Name bekannt vor und es wird tatsächlich vermutet, dass der Name Grenada von spanischen Seefahrern in Anlehnung an die andalusische Stadt Granada vergeben wurde. Wir haben uns einen Ausflug in den Regenwald ausgesucht. Auf den Tickets stand noch, dass festes Schuhwerk wichtig sei und so war es auch. Über Stock und über Stein, auf unbefestigten Wegen und durch kleine Bäche führte unser Weg zu einem Wasserfall, der sich in ein Naturbecken ergoss in dem wir schwimmen konnten. Ich erinnere mich noch sehr gut an die Naturvielfalt die wir auf unserem Weg sahen. Muskatnuss, Spinnen und Affen sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Und zwei Damen, die augenscheinlich gut betucht und schätzungsweise Mitte Fünfzig waren und sich fluchend mit ihren perlenbesetzten Flip Flops durch die Natur kämpften. Herrlich… An unserem Ausgangspunkt gab es einen kleinen Kiosk und ein Paar aus Würzburg in unserem Alter. Die sehen, ähnlich angetan, auf den Kühlschrank mit Kaltgetränken wie wir. Wir tauschten kurz einen Blick aus und griffen beide beherzt zu einem Carib. Kein Cocktail, sondern ein auf Grenada gebrautes Bier. Ob es an dem Wetter, der Stimmung oder der Temperatur des Bieres lag weiß ich nicht, aber es schmeckte. Dann nahmen wir uns noch etwas mit, das Grenada den Namen „Gewürzinsel“ verdankt: Muskatnuss. Hier kauft man diese noch in der Schale und nicht wenige Menschen sagen, dass es sich um die besten Muskatnüsse der ganzen Welt handelt.
Isla Margarita (El Guamache)
Isla Margarita gehört zu Venezuela und ich weiß natürlich, dass es einen Fußballspieler gibt, den ich als Gladbach-Fan vergöttert habe: Juan Arango, „der Hurrikan der Karibik“. Ich wollte so sehr ein Fußballtrikot der Venezuelanischen Nationalmannschaft von ihm, habe aber leider keins gefunden. Unser Besuch auf dem Markt verlief erfolglos und so bleibt mir außer dieser kleinen Enttäuschung vor allem eine Erinnerung: Der kleine Strand direkt neben unserem Anliegeplatz. Hier verbrachten wir den Nachmittag und wieder war es das Bier, das mir in Erinnerung geblieben ist. Das Solera und das Polar, beide gebraut in Venezuela. Okay, eines kann ich an dieser Stelle sagen: Wir haben ab diesem Zeitpunkt auf jeder Insel ein Bier getrunken und keins ist mit als ungenießbar in Erinnerung geblieben. 😉
Bonaire (Kralendijk)
wir nahmen Kurs auf die ABC-Inseln und es verwirrt mich bis heute, das die Reihenfolge einfach nicht passt. Kommst du, wie wir, aus östlicher Richtung sind es die BCA-Inseln, kommst du von westlicher Richtung sind es die ACB-Inseln. Wer hat denn eigentlich die mittlere Insel Curacao genannt? Nun ja, wir kamen von Osten und landeten somit zuerst in Bonaire. Bonaire gehört definitiv zu meiner Top 3 in der Karibik. Leuchtendes, blaues Wasser, bunte Häuser und Steel Drum Klänge in den Straßen. Entschuldigt den Ausdruck, aber das war einfach geil. Wobei erwähnt sein muss, dass die Hauptstadt Kralendijk gerade einmal gut 3.000 Einwohner hat. Gefühlt waren die aber alle bestens gelaunt. Bonaire ist bekannt für Tauchen und Schnorcheln, wir bummelten etwas durch die wenigen und kleinen Gassen und ließen uns einfach von der Atmosphäre berieseln. Als ich ein lokales Bier bestelle, bekomme ich ein Amstel Bright und musste etwas schmunzeln. Auf den niederländischen Antillen kann man das wohl durchgehen lassen…
Curacao (Willemstad)
Und weiter geht es auf den niederländischen Antillen. In Willemstad auf Curacao hat man mit gut 150.000 Einwohnern eine ganz andere Stadt als auf Bonaire vor sich. Was heißt „vor sich“, wir sind mittendrin. Eine ausfahrbare Brücke verbindet den Teil an dem wir anlegen mit dem historischen Zentrum. Wenn man weiß, dass man sich quasi auf Holländischem Bode befindet, erinnert die Bauweise der Häuser noch einmal mehr an Amsterdam. Kein Spaß, die Häuser sehen wirklich ähnlich aus, nur in bunt und leuchtend. Was die Farben betrifft ist auch Curacao so herrlich typisch karibisch. Wir verbringen den Vormittag am Strand. Weißer Sand, seichtes Wasser, sonniges Wetter, karibische Musik und ein Rumcocktail. Hey, was will man mehr? Heute gibt es mit Presidente übrigens ein Bier aus der Dominikanischen Republik. Der Patriotismus des Barkeepers ist hier nicht ganz so ausgeprägt wie am Vortag.
Aruba (Oranjestad)
Nach Strand und Relaxing ist heute Action angesagt. Erst geht’s mit einem Jeep quer über die Insel und anschließend wird geschnorchelt. Die Jeeptour zeigt uns die etwas raueren Regionen der Insel und macht wirklich Spaß. Wir sehen eine Brücke aus Fels, die wirklich imposant ist. Außerdem besuchen wir hier eine kleine Kirche. Im ersten Moment der kulturellste Teil des ganzen Urlaubs. Beim Schnorcheln sehen wir ehrlich gesagt nicht viel, ist uns aber fast egal. Denn wir haben heute den 22. November und liegen bei 30 Grad am Strand. Ich will mich gar nicht beschweren…
Dominikanische Republik (La Romana)
Nach einem Tag auf See erreichen wir La Romana. Ich erinnere mich noch an die schöne Küste und daran, dass wir hier auf eigene Faust etwas unternehmen wollten. Eigentlich irren wir aber nur etwas planlos durch die Gegend. Was hier hängen geblieben ist: Das nächste Mal machen wir es anders. Ach so, da gab es noch diesen einen Truck, bei dem es bei uns undenkbar wäre, dass der noch über die Straßen fährt. Hier beliefert er uns mit neuer Ladung. Erst dachten wir, der steht einfach nur im Weg, dann fuhr er plötzlich los. Schaut euch das Bild dazu an und ihr werdet ebenfalls staunen.
Tortola (Road Town)
Nach einem weiteren Seetag erreichen wir Tortola. Die Insel wirkt original wie eine Pirateninsel aus dem Fernsehen. Ich denke es ist die Kombination aus Strand und Urwald. Wir haben einen Strandausflug gebucht und unser Fahrer bringt uns in rasantem Tempo über Hügel und viel zu enge Kurven, vollkommen entspannt und gut gelaunt an einen Strand, an dem wir mit 20 Personen alleine sind. Ich weiß nicht ob es an der Temperatur oder an der Fahrt liegt: Ich bin komplett durchgeschwitzt. Ich habe auch keine Ahnung ob es sich um den Strand handelt, an den wir eigentlich gebracht werden sollten, immerhin sind wir am Schiff mit vier Bussen los und waren hier mit unserem Bus alleine, aber es hatte was. Wind, Krebse, Wellen, Sonne… Wir hatten nicht das Gefühl an einem typischen Karibikstrand zu liegen, der normalerweise als Postkartenmotiv herhalten würde. Nein, das hier war einfach eine raue Pirateninsel. Genau das fanden wir toll. Ich finde eh, dass diese Tour mit 12 Inseln keinesfalls „immer das Gleiche“ ist. Jede Insel hat seinen eigenen Charme. Auf dem Rückweg genießen wir die spektakuläre Fahrt viel mehr als noch auf dem Hinweg. Ich denke es liegt daran, dass wir die Erfahrung gemacht haben, dass man sie sehr wahrscheinlich übersteht…
Antigua (St. Johns)
Antigua ist für seine Sandstrände bekannt und aus diesem Grund machen wir natürlich einen Fahrradausflug! Wie bitte? Ja, richtig gelesen. Wir wollen uns sportlich betätigen und mit dem Fahrrad auf Entdeckungsreise gehen. Der erste Teil führt uns erst einmal einen ordentlichen Berg hinauf. OK, nichts was einen richtigen Fahrradfahrer beeindrucken würde, aber wir sind Kreuzfahrturlauber in der zweiten Woche. Bedeutet: Mittlerweile passen zwei Leute weniger in den Aufzug. Bei diesen Temperaturen müssen zwei Fahrradfahrer abreißen lassen und umdrehen. So ist es bei uns nicht, die Tagesform ist gut und wir genießen die Fahrt. Unser Ziel ist natürlich trotzdem ein Strand. Hier liegen wir nun im weißen Sand und unter Palmen und es fällt anschließend wirklich schwer wieder in den Sattel zu steigen und die Pedale zu treten. Aber der Weg vorbei an bunten Häusern und grüner Natur lohnt sich. Antigua ist herrlich. Am Abend hat die Crew passend zum Vollmond einen „Vollmond-Party“ organisiert. Alle sind überwiegend weiß gekleidet und tanzen in den Abend.
Dominica (Roseau)
Die Party gestern hatte es in sich. Der Morgen beginnt zumindest bei meiner Frau verkatert. Wir sind heute in Roseau auf Dominica. Wir liegen mit unserer AIDAluna wunderschön und haben einen tollen Blick auf die Insel. Auch Dominica würde ich als Pirateninsel bezeichnen. Tatsächlich ist Dominica Drehort für den erfolgreichen Piratenfilm „Fluch der Karibik“. Im zweiten und dritten Teil schlendert Jonny Depp als Pirat Jack Sparrow auf seine typische wackelige Art über die Insel. Ungefähr so sieht es bei uns auch aus. Wir besichtigen die Stadt und sind wieder einmal verblüfft von der Lockerheit, die hier herrscht. Ich kenne genügend Personen die beim Anblick der Stromversorgung die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätten. Noch vor wenigen Tagen wäre es mir ähnlich gegangen. Ich glaube hier sehen es die Einwohner eher als Kunst an.
St. Lucia (Castries)
Wir sind in St. Lucia und hier haben wir von unseren Trauzeugen einen Schnorchelausflug geschenkt bekommen. Wir fahren mit einem Katamaran vorbei an wundervollen Buchten zu unserem Schnorchelpunkt. Hier bekommen wir einen Eindruck von der tollen Unterwasserwelt des karibischen Meeres. Nachdem ich bei einem der Schnorchelgänge auftauche und mir die Taucherbrille vom Kopf ziehe sitzt vor mir im Wasser ein Mann in einem Kanu und bietet mir für einen Dollar ein Stück Ananas oder Kokosnuss an. Mal abgesehen davon, dass beides nicht zu meinen Favoriten gehört, erkläre ich ihm auf bestem Englisch das ich immer ohne Geld schwimmen gehe. Das akzeptiert er und er sucht sich weitere Abnehmer. Diese findet er auch. Verrückt…
Am Abend findet die letzte Poolparty dieser Reise statt. Die Stimmung ist grandios und als es plötzlich beginnt zu regnen, flüchten Gäste und Besatzung in die regensicheren Plätze auf dem Pooldeck. Die Crew bewaffnet sich mit Wasserschiebern und der DJ macht das einzig richtige: Er macht unbeirrt weiter und spielt „It’s raining Men“ und plötzlich ist der Regen allen egal. Alle sind wieder zurück auf dem Deck und bei strömendem Regen wird ausgelassen getanzt. Nach 15 Minuten ist alles vorbei. Der warme Regen hat sich verzogen, alle sind nass, aber ich habe noch nie so eine Stimmung auf einer Poolparty erlebt. Ich wünsche wirklich jedem, der eine Tour durch die Karibik macht, genau diesen Moment.
Abreise (Barbados/Bridgetown)
Am nächsten Tag geht es zurück nach Deutschland. Wir haben zwischenzeitlich kostenpflichtig Plätze im Flugzeug reserviert und sitzen wenigstens hier zusammen. Etwas ungläubig schauen wir uns an, als wir in Frankfurt bei nasskaltem Regen aussteigen. Ich will zurück. Da wir recht schnell realisieren, dass dies nicht klappen wird, haben wir uns ein richtiges Kontrastprogramm ausgesucht: Vor wenigen Stunden noch mit einem Cocktail bewaffnet die Sonne in der Karibik genossen und jetzt, am Abend, der erste Glühwein der Saison auf dem Weihnachtsmarkt.
Ich hab im Nachgang noch häufiger mit Reisenden gesprochen die auch schon einmal eine Kreuzfahrt durch die Karibik gemacht haben. Aber natürlich auch mit Personen, die sich vielleicht bewusst dagegen entschieden haben. Ein Argument das oftmals vorherrscht, ist die vermeintlich fehlende Kultur und Geschichte die man sich dort eben nicht anschauen kann. Klar, wir sind hier nicht in Rom, haben kein Kolosseum, sind nicht in London und haben keinen Big Ben. Aber das ist hier auch nicht entscheidend. Es geht nicht um Bauwerke und Geschichte. Die Inseln sind alles richtige Schönheiten, jede Insel ist unterschiedlich und die entspannte Art der Bewohner ist eine Kultur, auf die man sich einlassen sollte um dann etwas zu erleben was uns leider im hektischen Alltag viel zu selten ab geht: Entspannung, Glück und Zufriedenheit.