2014 – AIDAvita
Eindrücke – kein Reisebericht, nur Erinnerungen…
Es ist März 2020 und die Corona-Krise hält uns alle in Atem. Die Nachrichten aus Italien sind erschreckend und unsere Mobilität ist ungewohnt eingeschränkt. Von zu Hause bleiben „sollen“ über „wollen“ und „müssen“ ist alles dabei. Das Reisen ist komplett zum Erliegen gekommen, auch unser Urlaub auf AIDAnova im April ist abgesagt. Wir hoffen, dass unsere geliebte Art zu reisen irgendwann wieder möglich ist. Im Moment gibt es aber wichtigeres.
Und trotzdem macht die Natur auch ohne uns weiter. Die Sonne scheint, die Pflanzen werden grün oder blühen. Ich erinnere mich an unsere Kurzreise im April 2014. Eine Kurzreise von Mallorca nach Cannes und Barcelona. Eine Kurzreise die wir damals unbedingt machen wollten um eine Auszeit vom Alltag zu haben. Eine Auszeit, die heute nicht möglich ist. Umso sehnsuchtsvoller erinnere ich mich daran zurück und möchte euch nun mitnehmen auf eine kurze Auszeit mit meinen Eindrücken aus 2014.
Anreise / Palma de Mallorca
Es ist Dienstag, der 22.04.2014. Der April macht bekanntlich was er will, doch im Mittelmeerraum um Mallorca herum ist der Frühling in vollem Gange. Wir wollen unsere Kurzreise möglichst intensiv nutzen und fliegen bereits früh morgens. Bereits gegen sieben Uhr landen wir in Palma de Mallorca. Das Taxi bringt uns in den Hafen von Palma und wir begrüßen die Crew im Hafenterminal, die gerade noch ihren Kaffee trinkt. Wir sind, darf man der Aussage der Crew glauben, die ersten Gäste am heutigen Tag.
Es ist unsere 10. Reise mit AIDA und unsere erste Reise mit AIDAvita. AIDAvita gehört zu den „Kleinen“ und sie ist aus der aktuellen Flotte das zweitälteste Schiff. Ich habe eine Außenkabine gebucht doch kurz vor der Reise meldete sich AIDA bei mir, ob ich nicht auf eine Balkonkabine upgraden möchte. Das Angebot war so attraktiv, das ich nicht widerstehen konnte und ich behalte dies für mich. Eine Überraschung für meine Frau, die mir geglückt ist.
Wir betreten AIDAvita und ich bin direkt verliebt. Ich bin großer Fan der großen Schiffe, aber AIDAvita ist einfach hübsch, chic und alles wirkt unglaublich liebevoll. Außerdem gibt es wirklich viele Dinge, die wir weder von AIDAcara, noch von der größeren Schiffsgenerationen kennen. Das Pooldeck ist dank vieler Dekoration einzigartig auf AIDA-Schiffen. Die Hemingway-Lounge lädt zum verweilen und lesen ein. Hier kommt „Traumschiff-Feeling“ auf. Wir haben wirklich das Gefühl, dass wir alleine auf dem Schiff sind.
Doch genug der Romantik, der Tag ist noch jung und wir wollen noch einmal nach Palma. 😉 Der Bus bringt uns bis kurz vor die Kathedrale. Mein Blick schweift über die „Bucht“ von Palma und ich weiß heute nicht mehr warum, doch plötzlich habe ich eine glänzende Idee: „Komm, wir laufen schnell zum Bierkönig, trinken ein Bier und besuchen dann die Altstadt.“ Meine Frau muss ich nicht überreden und so laufen wir los. Während ich das hier schreibe muss ich noch einmal laut lachen. „Wir laufen schnell zum Bierkönig…“ Herrlich. Also für alle die, die noch nicht auf Mallorca waren nun der Tipp: Vergesst es! Wenn ihr unbedingt mal zum Bierkönig wollt, fahrt mit dem Taxi, sucht euch eine Busverbindung, aber kommt nicht auf den Gedanken dort mal schnell hinzulaufen. Von der Kathedrale aus sind es gemütliche 14 Kilometer. Das war uns zu diesem Zeitpunkt aber nicht so wirklich bewusst und so laufen wir los.
Die Sonne scheint, wir laufen am Meer entlang und das Wasser rauscht. Die Strandpromenade kann man wirklich genießen. Der Bierkönig ist lange nicht zu sehen, dafür aber der gemütliche Hafen von El Molinar, besser gesagt vom Ortsteil Portixol. Die Cafés haben geöffnet und es herrscht ein geselliges Treiben. Fast ein kleiner Geheimtipp. Allerdings sind wir nun schon 30 Minuten unterwegs und haben gerade einmal die ersten 3 km hinter uns gebracht. Wir laufen unbeirrt doch weiter, doch langsam kommen erste Zweifel auf. Die Idee, einmal auf das Handy zu schauen und die Entfernung abzuschätzen kommt mir nach weiteren 20 Minuten. „Wir drehen um“ waren meine Worte und daran kann ich mich noch gut erinnern. Ich kürze das ganze hier ab: Wir haben weder ein Taxi, noch einen Bus bekommen. Wir sind den ganzen Weg wieder zurück gelaufen. Den Bierkönig haben wir auf diesem Trip nie gesehen. Aber hey, wir waren in Portixol. Die Kathedrale und Palma haben wir uns dann noch angeschaut und dann ging es mit dem Bus wieder zurück aufs Schiff. Irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt, aber es war deshalb nicht schlecht. Im Gegenteil, bei herrlichem Wetter am Meer spazieren gehen – es gibt schlechteres…
Wir haben uns dank unserem Fußmarsch den ersten Cocktail verdient. Die Ocean Bar ist schon nach dem ersten Tag unser Lieblingsplatz. Abends ist die Seenotrettungsübung, die uns noch nie etwas ausgemacht hat. Sie gehört einfach dazu. Es geht um die Sicherheit und heute, während ich dies schreibe, denke ich noch etwas deutlicher als damals: Warum muss man sich über solch eine Sicherheitseinweisung eigentlich beschweren? Das Auslaufen ermöglicht wieder einmal einen wunderschönen Blick auf die beleuchtete Kathedrale und die Welcome-Show beginnt. Der Start einer wunderschönen kurzen Auszeit aus dem Alltag…
Seetag
Es ist Seetag. Die Sonne scheint, die See ist ruhig wie ein Ententeich und vom Balkon aus freuen wir uns über die Delphine, die unsere schöne AIDAvita begleiten. Ich lobe mich an dieser Stelle noch einmal für die Entscheidung, das Upgrade zur Balkonkabine angenommen zu haben. Ansonsten steht das typische Programm eines Seetages auf dem Programm: Erdbeerbowle, Essen, Sport, Lesen und das Meer auf sich wirken lassen. Abends stellt sich noch unser Kapitän Tobias Pietsch im Theater vor. Ein super sympathischer Mensch und von seiner Rede sind mir auch nach sechs Jahren noch einige Dinge vertraut: Er informiert uns, dass eine Person nach dem ersten Abend im Hospital war, weil der Seegang zu stark war und er versichert uns, dass er es ruhiger nicht hinbekommen wird. Außerdem lernen wir, dass an Bord zwei Dinge verboten sind: Das Pfeifen, weil dies nur der Bootsmann und der Wind dürfen und grüne Socken. Meine grünen Sneakersocken lasse ich bei dieser Tour also im Koffer. Anschließend schauen wir die tolle Show Polaris. Es geht um die Schneekönigin, mystische Orte und Nordlichter. Warum ist mir das nach sechs Jahren noch so in Erinnerung? Weil es ein solch großer Kontrast zu diesem wunderschönen Frühlingstag war. Seetage wie dieser ergänzen keine Kreuzfahrt, sie bereichern sie.
Cannes
Wir erreichen Cannes. Wir haben 25 Grad, strahlenden Sonnenschein und wir liegen auf Reede. Mit den Tenderbooten erreichen wir den Hafen, den Port de Cannes. Im Hintergrund sehen wir die schneebedeckten Alpen und die Cote d‘ Azur hält alles was sie verspricht. Wir besuchen die Reichen und Schönen. Wir haben an diesem Tag eine „Soft-Aktiv-Biking-Tour“ über AIDA gebucht. Mit den Rädern geht es hinauf nach Super Cannes. Meine Frau und ich sind ganz gut im Training, trotzdem ist der kurze Aufstieg nach Super Cannes nicht einfach mal so erledigt. Manch einen aus unserer Gruppe schlaucht der Weg ganz schön. Ob es an den kurzen steilen Höhenmetern, der Temperatur oder dem üppigen Frühstück lag, kann ich nicht beurteilen. Ich vermute mal, es war die Kombination aus allem. Eins ist aber sicher: Wie so oft ist der Ausblick der Lohn für die Strapazen.
Wieder unten im Zentrum von Cannes angelangt, bestaunen wir die prachtvollen Hotels und wir sehen natürlich das Highlight von Cannes: der berühmte Palais des Festivals. Einmal über den roten Teppich in Cannes laufen, wir haben es geschafft. Außerdem besuchen wir noch den Wochenmarkt. Gemüse, Oliven, Öle und Blumen, alles was das Herz begehrt. Ein einfacher Wochenmarkt mit Düften und Geschmäckern ist ähnlich imposant wie historische Gebäude: Sie vermitteln die typischsten Eindrücke jeder Stadt.
Unsere Tour führt uns weiter nach Antibes. Zur Rubrik „Reich und Schön“ finden wir hier vor allem den Part „reich“. So viele Luxusjachten auf so kleinem Raum habe ich selten gesehen. Die kleinen Gassen und Cafés bringen dann auch noch einige Exemplare aus der Kategorie „Schön“ hervor, aber darauf kann ich aus einem gewissen Eigenschutz jetzt nicht weiter eingehen. 😉 Verständigen wir uns darauf, dass ich den Ort meine: Antibes bietet nicht nur schöne Menschen, Antibes ist auch wirklich schön. Unsere Tour führt uns zurück an den Hafen und von dort aus bringen uns die Tenderboote wieder zu unserer Lady AIDAvita. Wer die Möglichkeit hat, darf gerne den Fahrradausflug machen. Wir waren begeistert.
Barcelona
„Baaaaarcelona“, schallt es am frühen Morgen durch unsere Kabine. Nun bekomme ich das gesanglich nicht ganz so gut hin wie Freddie Mercury und Montserrat Caballé, aber darum geht es ja auch nicht. Wir sind da, darum geht es. 😉 Mit AIDAvita liegen wir nicht im Containerhafen, sondern sogar direkt am World Trade Center, also gegenüber von der berühmten La Rambla. Wieder freuen wir uns über angenehme 21 Grad und Sonne. Wir sind erst drei Tage unterwegs und haben mit Palma, Cannes und Barcelona nun schon unterschiedlichste Eindrücke erlebt. Eindrücke, die eine solche Kurzreise länger wirken lassen. Wir besuchen den Markt St. Josep. In aktuellen Zeiten mit zwei Metern Mindestabstand unvorstellbar. Hier drängt sich alles dicht an dicht durch die kleinen Wege vorbei an Gewürzen, Fleisch, Fisch und Obst. Nicht alles ist für unsere Sinne Normalität. Es ist ein bisschen so, wie mit einer fremden Sprache. Sobald sich die Nase an den Duft von fangfrischem Fisch gewöhnt hat, trifft einen im nächsten Moment eine Gewürzexplosion mit voller Wucht ins Gesicht. Hier ist richtig Achterbahn angesagt. Nachdem wir uns aus dem Gewirr von Menschen befreit haben machen wir das, was man sich in Spanien eben gut vorstellen kann: Wir sitzen vor einem Cafe und trinken Sangria. Die Straßenkünstler sorgen für Unterhaltung und die Gedanken schweifen völlig ab. Arbeit, Alltag, Stress, hierfür ist im Moment kein Platz mehr im Kopf. Was fehlt noch zum kompletten „runter fahren“? Wellness. Zurück an Bord zieht es uns in die Sauna. Wir sind durch die vielen Tagesausflügler wieder fast alleine. Der Ruhebereich ist warm, leer und duftet nach Lavendel. Ich glaube bei dieser Tour habe ich meine Vorliebe für diesen Duft entdeckt.
Am späten Nachmittag zieht es uns in die Ocean Bar und wer auf einer Kreuzfahrt immer schön den Teller leer isst, respektvoll mit Personal und Einheimischen umgeht, sich nicht über die Seenotrettungsübung oder die Anweisungen des Sicherheitspersonals im Terminal aufregt, der wird dann auch noch am letzten Reisetag von einem Sonnenuntergang belohnt, der wie gemalt daher kommt. Es ist mittlerweile fast kitschiger wie beim Traumschiff und es ist uns vollkommen recht. Es ist eigentlich genau richtig: Eine Auszeit für die Seele damals, eine Auszeit für den Kopf heute. Hoffentlich geht uns die Gelassenheit dieser kurzen Reise auch in Zeiten wie diesen und in Zukunft niemals verloren.