Die Ostsee
Im letzten Spätsommer zog es uns zum ersten Mal in die Ostsee. Die siebentägige Reise von Warnemünde über Tallinn, St. Petersburg, Helsinki und Stockholm brachte uns in fünf Häfen die uns völlig neu waren und in drei Länder die wir noch nie bereist haben. Entsprechend groß war die Vorfreude auf diese Reise, die auch immer beliebter bei vielen neuen Kreuzfahrern wird.
Für unsere Anreise verbrachten wir noch zwei Nächte in Hamburg. Somit teilte sich die recht lange Anreise per Bahn in fünf, bzw. zwei Stunden auf. Und Hamburg ist schließlich immer eine Reise wert.
Warnemünde
Am eigentlichen Anreisetag für unsere Kreuzfahrt machten wir uns bereits im Morgengrauen auf den Weg von Hamburg nach Warnemünde. Im Rostocker Hafenstädtchen waren wir noch nie und nach Hamburg und Kiel waren wir gespannt auf unseren dritten deutschen Hafen. Ich bringe es direkt auf den Punkt: Warnemünde ist genial! Angekommen am Kreuzfahrtterminal hatten wir noch einige Zeit bis zum Check-In. Also gaben wir die Koffer ab und tranken direkt neben AIDAmar in „Karls Pier 7“ erst einmal eine gute Tasse Kaffee. Wer Zeit hat sollte das Frühstück in der liebevoll gestalteten Bar zu sich nehmen und den Blick auf das Schiff genießen. Hier ist alles noch preiswert und handgemacht. Kaffee gibt‘s so viel man möchte und irgendwie fühlt man sich nach wenigen Minuten schon unglaublich wohl… Nach unserem Frühstück gingen wir die wenigen Meter zur Unterführung und waren nach gerade einmal fünf Minuten im kleinen Zentrum einer wunderschön charmanten Hafenstadt. Klein aber fein, gemütlich und herzlich. An einem Samstag hat man hier das Glück über die schönen gemütlichen Märkte zu schlendern. Fischbrötchen, Räucherwurst, Käse und Gemüse, man bekommt schon Lust und Hunger bevor der Urlaub richtig anfängt. Wobei mir gerade auffällt das diese Aussage eigentlich falsch ist, denn wer bei schönem Wetter nach Warnemünde kommt ist schon Mitten im Urlaub…
Begeistert von Warnemünde freuten wir uns schon auf das Auslaufen am frühen Abend. Pünktlich um 18 Uhr verließen wir das kleine Hafenbecken und waren endgültig entzückt von unserem Ausgangshafen. Unzählige Leute kamen ans à an den oder an die Pier (Artikel lt. Duden „der“ oder auch „die“ Pier) um uns zu verabschiedeten, winkten und schwenkten Fahnen. Kleine Boote begleiteten uns hupend aufs Meer hinaus. Warnmünde hat es gepackt und Hamburg als unseren deutschen Lieblingshafen abgelöst. Los geht es nach Tallinn, Estlands Hauptstadt!
AIDAmar
Einen Seetag hatten wir allerdings Zeit bis wir in Tallinn ankamen und so hatten wir schon einmal genügend Zeit AIDAmar in vollen Zügen zu genießen und kennenzulernen. Natürlich gibt es mit AIDAblu, AIDAsol und AIDAstella drei baugleiche Schiffe die wir bereits kannten, doch AIDA-Fans geben mir sicherlich recht: Baugleich heißt nicht gleich – jedes Schiff und jede Besatzung strahlt seinen ganz eigenen Glanz aus. AIDAmar begeisterte uns alleine durch die farbliche Gestaltung. Lebhaft, freundlich, aber auch elegant und schick, AIDAmar überzeugt mit dem kompletten Design und sorgt für ein richtig gutes Urlaubsgefühl. Die wunderbare Crew unserer Reise sorgte insgesamt für den perfekten Urlaub an Bord.
Unsere Kabine
Wir reisen normalerweise immer in der Balkonkabine. Ich brauche das einfach, morgens die Tür aufzumachen und die frische Luft einzuatmen. Dieses Mal haben wir uns gegen? eine Tour gegen? 10 Tage entschieden, doch dafür haben wir uns eine Junior-Suite gegönnt. Wir wollten einfach mal sehen wie es in einer Suite ist. Und eins steht fest: Es ist toll. Die Größe der Kabine hat vor allem unserem Kleinen Spaß gemacht, der neben Puzzeln und anderen Spielsachen die er in der Kabine verteilte auch noch Platz zum Fußball spielen hatte. Die Kaffeemaschine war mein persönliches Highlight. Die täglichen Pralinen und das frische Obst war vor allem etwas für meine Frau und die Whirlpool-Badewanne hat uns allen gleichermaßen gut gefallen. Die Aussicht nach vorne raus hat ein unverwechselbares Flair (Artikel lt. Duden „das“ Flair). Im Verlauf der Tour haben wir das richtig genossen.
Als besonderes Highlight wird man neben der Ausstattung der Kabine und diversen kleinen Köstlichkeiten auch kulinarisch noch besonders verwöhnt. Dazu gehört ein Willkommensmenü im Rosini-Restaurant. Das Menü war wirklich ein Highlight und die besondere Atmosphäre nimmt man gerne einmal mit. Das schönste für uns: Auch hier herrscht keinerlei Zwang. Weder bei der Kleidung, noch beim Umgang zwischen Personal und Passagiere. So ein Abend macht schon Spaß und ist zu empfehlen. Das größte Highlight war allerdings das Frühstück. Wir durften jeden Morgen im Buffalo Steakhaus frühstücken. Hier gab es neben den üblichen Dingen die man beim Frühstück gerne zu sich nimmt, wechselnde Tagesspezialitäten wie Omelette, Pfannkuchen und kleine Steaks. Das Personal sorgt bereits am zweiten Tag für das Gefühl, als Stammgast seit Monaten natürlich genau dort zu frühstücken…
Tallinn
Tallinn, mit 395.000 Einwohnern die größte Stadt Estlands, wurde uns von Freunden als „Geheimtipp“ genannt. Und vollkommen zu Recht. Es geht beim Hafen los: Klein, übersichtlich und super zentral. Man liegt 10 Minuten Fußweg vom historischen Stadtzentrum weg. Viel besser kann das Schiff also kaum liegen und auch deshalb eignet sich der Hafen ideal für Erkundungen auf eigene Faust. Der Shuttlebus ins Stadtzentrum ist nicht notwendig, solange man körperlich keine Einschränkung hat. Nach einigen Metern hatten wir die Dicke Margarete erreicht. Sie diente früher als Verteidigungsturm, fasst einen Durchmesser von 22 Metern und bildet heute den Eingang zur Altstadt. Wir begaben uns durch dieses Tor und fühlten uns mit jedem Schritt in eine lang vergangene Zeit zurückversetzt. Die historische Altstadt unterteilt sich in Ober und Unterstadt, beeindruckt durch viele liebevoll und wunderbar restaurierte Gebäude. Das Kopfsteinpflaster macht den älteren Generationen etwas zu schaffen und ist für Kinderwagen und hohe Schuhe nicht unbedingt geeignet. Trotzdem kommt man zurecht. Auch wir waren mit einem Kinderwagen unterwegs und hatten eigentlich nur beim Aufstieg in die Oberstadt etwas Unterstützung nötig. Oben angekommen hat man einen absolut tollen und unbebauten Blick über Tallinn bis hin zur AIDAmar, die sich im Hintergrund mit ihren obersten Decks über die Häuser streckt. Die vielen Wehrtürme schauen wie riesige Zwergenmützen durch die Bäume und blicken von oben auf die vielen roten Dächer der Stadt. Das typische Gebäck Pirukad blieb uns leider verwehrt. Wir haben beim Bestaunen der schönen Stadt schlichtweg vergessen es zu probieren. Ein Tag in Tallinn ist eines der wirklich guten Dinge, die einem Passagier auf einem Kreuzfahrtschiff passieren können…
St. Petersburg
Nachdem wir Estland wieder verlassen haben steuern wir mit St. Petersburg einen weiteren Hafen an, den wir bisher noch nicht gesehen haben. Überhaupt ist Russland auch wieder ein neues Land auf unserer Länderliste. Entsprechend groß ist die Vorfreude auf die nördlichste Millionenstadt der Welt. Fast 5 Millionenen Einwohner leben im ehemaligen Leningrad. Viel Prunk und Pracht erwarten wir von unserm Besuch und in dieser Hinsicht wurden wir auch nicht enttäuscht. Wir haben die bequeme Variante gewählt und über AIDA einen Ausflug gebucht. Somit mussten wir uns keine Gedanken um ein Visum machen, was uns einfach besser gefallen hat. Unser Ausflug dauerte vier Stunden und natürlich war uns bewusst, dass wir nur einen ganz, ganz kleinen Teil von St. Petersburg sehen werden. In unserem Ausflug waren aber einige Highlights dabei, die bei einem Besuch in St. Petersburg nicht fehlen sollten. Den ersten Eindruck gewannen wir von Bord aus und dieser war gar nicht so Prunk- und Prachtvoll wie man sich erhofft hatte. Viele große und graue Plattenbauten vermittelten einen tristen und ungemütlichen Geschmack.
In der Innenstadt angekommen wechselten wir auf ein Ausflugsboot. Über schöne Kanäle fuhren wir vorbei am Stroganow-Palais, dem Sommergarten und der Blutkirche. Unter unzähligen goldverzierten Brücken hindurch ging es nach einer Stunde zurück zu unserem Bus der uns zu unserem nächsten Ziel, der Isaakskathedrale brachte. Die Kathedrale ist heute ein Museum und vermittelt noch einmal mehr als deutlich welchen Wert man hier auf prachtolle Bauten legt. Überhaupt habe ich noch nie so viel goldene Farbe an öffentlichen Gebäuden und Bauten gesehen wie hier in St. Petersburg. Anschließend ging es für uns noch in eine Markthalle, die sich als reiner Souvenirladen entpuppte. Mir fehlten die Straßenmusikanten, die Cafes und die gemütlichen Gassen. Jetzt ein endgültiges Urteil über diese Stadt zu fällen, ist nach diesem kurzen Ausflug sicherlich verfrüht und wird dieser Stadt auch nicht gerecht. Trotzdem blieb der Eindruck bei uns hängen, das die „Hülle“ zwar sehr schön ist, das Herz aber fehlt…
Helsinki
Im Vorfeld wurde uns Helsinki als die am wenigsten imposante Stadt der Reise vorgestellt. Das ist in gewisser Weise sicherlich richtig und trotzdem ist Helsinki keinesfalls langweilig. Im Gegenteil. Helsinki ist einfach so angenehm „normal“. Wir freuten uns sehr darauf, mit Finnland ein weiteres Land zu bereisen, das für uns bisher ein schwarzer Fleck auf der Landkarte war. AIDA verteilte Tickets für einen Shuttle ins Stadtzentrum, die man bei Nutzung berechnet bekam. 10€ für Erwachsene und freie Fahrt für alle Kinder bis 11 Jahren haben sich gelohnt. Der Weg in die Innenstadt ist doch weiter als man vielleicht vermutet. Mit dem Shuttlebus landeten wir direkt auf dem Markt am Hafenbecken. Von dort begaben wir uns auf unsere Kirchentour, wie uns erst im Nachhinein bewusst wurde. Der erste Gang führte zur Uspenski-Kathedrale, einer Russisch-Othodoxen Kirche, die wir zwar nicht von innen besichtigt haben, die aber trotzdem den Weg wert ist. Der Vorplatz bietet nämlich einen einmaligen Blick über die Stadt. Nur wenige Minuten später erreichen wir den großen Senatsplatz, der die Anlaufstelle für jede Menge Touristenbusse ist. Der Platz und die angrenzenden Sehenswürdigkeiten wie der Regierungspalast, die Statue von Alexander dem Zweiten und die evangelische Kathedrale lassen die Menschenmenge aber ganz angenehm verlaufen, so dass man sich dort ohne großes Gewirr aufhalten kann.
Die evangelische Kathedrale prägt das Stadtbild wie kaum ein anderes Gebäude und der herrlichen Blick über den Senatsplatz entschädigt für den recht mühsamen Aufstieg. Unser Weg führt uns tiefer ins Stadtzentrum, vorbei an belebten Straßen, Geschäften und Cafes bis zur Felsenkirche, die von außen kaum auffällt, weil sie tatsächlich in einen Felsen hinein gebaut wurde. Da wir mittlerweile an der dritten Kirche angekommen waren, wollten wir uns nun auch einmal einen Blick nach innen verschaffen. Für einen kleinen Eintritt von wenigen Euro kamen wir ins Innere der Felsenkirche und hatten das Glück, eine Chorprobe mithören zu dürfen. Das war wirklich eine hübsche Abwechslung zum Trubel auf den Straßen. Auf unserem Weg zurück zum Hafen fiel uns auf, das Helsinki grüner und bunter ist, als man im ersten Moment vielleicht vermutet. Hungrig von unserem Fußmarsch kauften wir auf dem Markt am Hafen frischen gebratenen Lachs mit Kartoffeln und Gemüse, setzten uns ans Wasser und genossen nicht nur unser leckeres Essen, sondern auch die Melodien des Akkordeonspielers neben uns. So stelle ich mir eine Pause am Hafen vor.
Auf nach Stockholm!
Wir freuten uns sehr auf Stockholm und die Einfahrt durch die Schärenlandschaft. Gerade mit dem Blick aus unserer Kabine sollte die Einfahrt sicherlich besonders schön werden. Doch was wir zu sehen bekamen war erst einmal vor allem eines: Nebel. Die Weitsicht fehlte also, umso erstaunlicher war der Moment an dem wieder eine kleine Insel wie aus dem Nichts neben unserem Schiff auftauchte. Man fühlt sich etwas unwirklich, wenn man die Stille spürt und die einsamen Häuser auf den einzelnen Schären wie in einem Film an sich vorüberziehen sieht. Wohlwissend, dass man gerade auf einem schwimmenden Hochhaus durch diese Landschaft gleitet. Der Nebel lichtete sich nach und nach und wir erreichten unseren Liegeplatz in der gefühlt kleinsten Großstadt der Welt. Zumindest fühlt es sich so an, wenn man durch Schwedens Hauptstadt fährt und von einer Insel zur nächsten gelangt. Auch hier buchten wir einen Ausflug über AIDA direkt. Wir wollten etwas von Stockholm sehen und unserem kleinen Sohnemann einen Ausflug zumuten, bei dem auch er wirklich Spaß haben konnte. Ja, so etwas geht tatsächlich. In unserem Fall war es der Ausflug „Freilichtmuseum Skansen & Stockholm“.
Wer sich als Erwachsener gerne einmal in die Welt von Astrid Lindgrens Michel oder Pippi Langstrumpf zurückversetzen möchte, ist hier genau richtig. Zwar tauchen diese beiden beliebten Figuren hier gar nicht auf, aber die Häuser, Höfe und Plätze erinnern einfach direkt an diese Filme meiner Kindheit. Die einzelnen Häuser sind alle geöffnet und hier kann man nicht nur besichtigen, nein, hier wird auch noch richtiges Handwerk ausgeübt. Neben einem Werkzeughandel und einer Apotheke gibt es beispielsweise auch eine Bäckerei, die das wohl beliebteste Gebäck Schwedens verkauft: Die Kanelbullar, zu Deutsch, Zimtschnecke. In Skansen kann man aber auch ganz viele für Schweden typische Tiere sehen. Es gibt Elche, Robben, Otter, aber auch Braunbären und viele weitere Tiere Nordeuropas zu sehen. Gerade für unseren Kleinen war dieser Auslug besonders schön. Infos bekommt ihr übrigens unter http://www.skansen.se/de/deutsch.
Einziger Nachteil an unserem Ausflugsaufenthalt in Skansen war die Tatsache, dass er zu kurz war. Trotzdem freuten wir uns auch auf die Altstadt Stockholms, die wir mit unserem Ausflug zu Fuß erkundeten. Wir starteten am Kungliga Slottet, dem Stockholmer Schloss. Durch belebte, kopfsteingepflasterte und belebte Gassen ging es einmal quer durch die Stadt. Viele Cafes und Geschäfte laden zum Verweilen ein und überhaupt hat man das Gefühl, sich unheimlich wohl zu fühlen. Das im Laufe des Tages plötzlich die Sonne zum Vorschein kam und uns eine unvergessliche Ausfahrt durch die Schären besch“ä“rte, war das sogenannte „I-Tüpfelchen“ unseres Aufenthalts. Stockholm war das Highlight dieser Route!
Nach der Ankunft in Warnemünde bestiegen wir etwas wehmütig unseren Zug in die Heimat. Was in diesem Bericht viel zu kurz kommt, ist unser wundervolles Schiff. Wir möchten dringend wieder auf AIDAmar und die schönste Zeit des Jahres dort verbringen.
Während ich diesen Text schreibe fällt mir auf, wie sehr ich diese Tour noch einmal machen möchte. Meine Empfehlung: Besucht die Ostsee! 😉